Die Digitalisierung hat in zahlreichen Wirtschaftszweigen eine bemerkenswerte Steigerung der Produktivität bewirkt. Allerdings galt die Bauindustrie lange Zeit als zurückgeblieben in diesem Bereich. Von der Mechanisierung in der Industrie 1.0 bis hin zur Einführung von Cyber-physischen Systemen und dem Internet der Dinge in der Industrie 4.0 hat sich die Produktionsweise grundlegend gewandelt. Diese Transformation spiegelt sich auch in der Entwicklung der Building Information Modeling (BIM)-Methode wider.
BIM hat sich bereits vor über einem Jahrzehnt international entwickelt und erlangte ab den 2010er Jahren auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Die deutsche Regierung startete im Jahr 2015 einen Stufenplan zur Einführung von BIM, um die digitale Transformation im Bauwesen voranzutreiben. Dies umfasste eine Vorbereitungsphase bis 2017, in der Standardisierungsmaßnahmen durchgeführt wurden und Leitfäden, Checklisten und Muster entwickelt wurden. Anschließend wurden zwischen 2017 und 2020 vier Pilotprojekte durchgeführt, um Erfahrungen in allen Planungs- und Bauphasen für die Anwendung der BIM-Methode zu sammeln. Das Rastatt-Tunnelprojekt war eines dieser Pilotprojekte. Ab 2020 soll BIM dann regelmäßig in öffentlichen Projekten, insbesondere im Verantwortungsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, eingesetzt werden.
Die Notwendigkeit dieser Entwicklung wird durch die enormen Fehlerkosten in der Baubranche deutlich, die sich im zweistelligen Milliardenbereich bewegen. Diese hohe Fehlerkostenhöhe wird durch Prozessineffizienz, Kommunikationsprobleme, mangelhaftes Risikomanagement, unzureichende Vertragsumsetzung und Materialverschwendung verursacht. Die Bauindustrie ist weltweit stark fragmentiert, was zu unausgewogenen Vertragsstrukturen und einer undurchsichtigen Marktsituation führt.
Die Lösung für diese Probleme liegt in der Digitalisierung, insbesondere in der Einführung von Industrie 4.0-Technologien und der Nutzung von BIM als Katalysator für die Digitalisierung. Die Integration von BIM in alle Phasen von Planung, Bau und Betrieb von Bauprojekten wird nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Qualität verbessern und die Fehlerkosten erheblich reduzieren. Es ist wichtig, dass diese Entwicklung alle Akteure der Bauindustrie einschließt, einschließlich kleiner und mittelständischer Unternehmen, um eine umfassende Transformation zu gewährleisten und die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu stärken.